In diesem Artikel findest du 5 Tipps für Tschechisch-Sprechende, die Probleme mit der deutschen Aussprache haben.
von Andrea Pešková
Die tschechische Sprache wurde lange Zeit von der deutschen Sprache beeinflusst und hat viele deutsche Wörter übernommen. Obwohl die beiden Sprachen viele Gemeinsamkeiten haben, wie z.B. kurze und lange Vokale oder die sog. Auslautverhärtung (Aussprache von b d g als p t k am Wortende wie in Tag [taːk] 'den'), gibt es einige Laute und Phänomene, die Tschechisch-Sprechenden Schwierigkeiten bereiten können. In diesem Artikel gehen wir auf fünf von ihnen ein und geben dir Tipps, wie du deine Aussprache im Deutschen verbessern kannst!
Tipp #1: Umlaute!
Eine der größten und bekanntesten Herausforderungen für Tschechisch-Sprechende sind Umlaute, die im Deutschen mit den folgenden Buchstaben geschrieben werden: ü [ʏ] wie in Stück [ʃtʏk] 'dílo' oder [y] wie in Brühe [bʁyːə] 'vývar', ö [œ] wie in Töchter [tœçtɐ] 'dcery' oder [ø] wie in Söhne [zøːnə] 'synové', und schließlich ä [ɛ] wie in Hände [hɛndə] 'ruce'. Der Buchstabe ä ist für Tschechisch-Sprechende nicht so schwierig wie die Aussprache von ü und ö: Viele Lernende ersetzen die beiden oft durch [i] oder [e]/[ɛ]. Obwohl die meisten Lernenden Umlaute kennen, ist ihnen vielleicht nicht immer bewusst, wie wichtig es ist, sie richtig auszusprechen.
Wenn man sie nicht richtig ausspricht, kann man ein unsinniges Wort sagen oder die Bedeutung verwechseln. Wenn du zum Beispiel Tür Tür [tyːɐ] 'dveře' ohne Umlaut sprichst, kann stattdessen Tier [tiːɐ] 'zvíře' verstanden werden. Diese kannst du mit unseren Lektionen "Joggen mit Hündin" oder "Die Knödelbrühe" üben.
Tipp #2: Wörter mit der Endung -er
Wörter, die auf die Buchstabener enden, wie Bäcker [bɛkɐ] ‚pekař’, Hammer [hamɐ] 'kladivo' oder Butter [bʊtɐ] 'máslo' werden nicht wie die Buchstaben er oder r am Ende ausgesprochen! Es klingt seltsam, aber Tatsache ist, dass die letzten beiden Buchstaben ähnlich wie der Buchstabe a ausgesprochen werden, genauer gesagt mit fast offenem Zentralvokal [ɐ] (Bäck[ɐ], Butt[ɐ] usw.). Vergiss also die Schreibung und sprich die Wörter stattdessen mit einem a aus! Wenn du damit Probleme hast, schaue dir unsere Lektion "Erasmus" an.
Tipp #3: Der ich-Laut
Im Tschechischen gibt es für die Buchstaben ch nur einen Laut [x], der auch in deutschen Wörtern wie Bach [bax] 'potok’ oder Buch [buːx] 'kniha' vorkommt (der sogenannte ach-Laut). Den ich-Laut [ç] in Wörtern wie Milch [mɪlç] 'mléko' oder ich [ɪç] 'já' gibt es im Tschechischen nicht. Wir finden ihn auch in vielen deutschen Wörtern wie Mädchen [mɛ:tçən] 'dívka' oder Honig [hoːnɪç] ‘med’. Wie soll man das [ç] aussprechen? Stell dir vor, du willst den j-Laut wie in ja [ja] 'ano' sagen, aber du sprichst stattdessen den deutschen ich-Laut. Wenn das nicht klappt, keine Sorge, du bist mit diesem Problem nicht allein! Wir haben diesem Laut mehrere Lektionen gewidmet, siehe zum Beispiel "Mama möchte studieren" oder "Ich bin neu".
Tipp #4: Aspiration von p, t & k
Eines der typischsten Merkmale vieler deutscher Varietäten ist die Aspiration der Konsonanten p t k. Das bedeutet, dass die Konsonanten wie ph, th, kh ausgesprochen werden (z.B. Park [phaːk] 'park'). Wenn du nicht weißt, was das bedeutet, findest du ein Video in unserer App, in dem wir es genauer erklären und dir einige Tipps geben (In der Bibliothek unter "Hacks"). Aspirieren ist nicht schwer, aber denke daran: Wenn du nicht aspirierst, könnte man backen [bakən] ‘péct’ statt packen [phakən] ‘balit’ verstehen.
Mir passiert das oft: Wenn ich meinen Nachnamen Pešková nicht mit ph ausspreche, schreiben die Deutschen Bešková. Denke daran, dass Konsonanten am Ende einer Silbe (z.B. ratlos [ʁaːtlos] ‘bezradný’) oder eines Wortes (z.B., Hut [huːt] 'klobouk') und Konsonanten p t k nach einem anderen Konsonanten in derselben Silbe (z.B. stark [ʃtaːk] ‘silný’) werden nie aspiriert! Einige Übungen findest du in "Ein Paar feiert Jahrestag" oder "Panther und Pandas".
Tipp #5: Schließe das e und o!
Die Aussprache der Vokale o und e kann am Anfang schwer sein. Zuerst musst du dir klarmachen, dass Vokale durch die Bewegung der Zunge nach oben und unten und von vorne nach hinten erzeugt werden. Wenn du deinen Mund öffnest, erhältst du offene Vokale, z.B. [a]. Wenn du deinen Mund weiter schließt geschlossene, wie [i] und [u]. Anders als im Tschechischen, gibt es im Deutschen drei verschiedene e-Laute: Erstens einen halboffenen Vokal [ɛ] wie in nett [nɛt] 'pěkný’ (dieser ist übrigens dem tschechischen e-Laut sehr ähnlich!!).
Zweitens, einen mittleren Zentralvokal [ə], der Schwa genannt wird (wie z.B. im Wort Sonne [zɔnə] 'slunce' oder bei einer Zögerung: "eeeeeeh, ich weiß nicht!"). Und drittens, einen halbgeschlossenen Vokal [e] in Wörtern wie beten [beːtən] ‘modlit se'. Um das [e] gut auszusprechen, muss man den Mund etwas mehr schließen, als man es im Tschechischen gewohnt ist. Außerdem gibt es im Deutschen zwei o-Laute: einen halbgeschlossenen Vokal [o] wie in oder [oːdɐ] 'nebo' und einen halboffenen Vokal [ɔ] wie in voll [fɔl] ‘plný’. Und denk daran, beim deutschen [o] dem Mund mehr zu schließen als beim tschechischen o-Laut! Wenn du die e-Laute üben willst, schaue dir "Ich bin Pflegekraft" an; für die o-Laute "Die Lohnerhöhung".
Andrea Pešková
Andrea Pešková ist Sprachwissenschaftlerin und arbeitet als Dozentin und Postdoktorandin an der Universität Osnabrück. Ebenso hat sie als Gastprofessorin an Universitäten in Hamburg, Wien und Berlin gewirkt. Zu ihren Forschungsschwerpunkten gehören Sprachvariation, Sprachkontakt und Sprachwandel. Andrea interessiert sich auch für den Fremdsprachenerwerb, wobei sie sich auf Aussprache und Intonation konzentriert. Weitere Informationen findest Du unter folgendem Link: https://andrea-peskova.com/.
* In diesem Artikel nutzen wir die Symbole der IPA (International Phonetic Association). Das ist jene Lautschrift, die du auch in einem Wörterbuch findest, und die dir angibt, wie ein Wort auszusprechen ist. Wenn du mehr über die Lautschrift erfahren möchtest, lies gern unseren Blogbeitrag hier oder schau direkt bei der International Phonetic Association vorbei.