5 Tipps für Vietnamesisch-Sprechende

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Hier sind 5 Tipps für Vietnamesisch-Sprechende, erklärt von Vera:

Vietnamesisch-Sprechende Deutschlernende haben es bei sylby besonders gut, weil ganz zufälligerweise die Mitgründerin ihre Doktorarbeit unter anderem zum Erlernen der Aussprache bei Vietnamesisch-Sprechenden geschrieben und darum besonders viele Tipps für dich in Petto hat: Auch direkt in den Lektionsvideos bekommst du hier und da mal einen exklusiven Tipp. Die Mühen der Promotion haben sich also für dich gelohnt!

von Vera Scholvin

Unfair ist die kleine Bevorzugung aber keineswegs, denn die Unterschiede zwischen dem Deutschen und dem Vietnamesischen könnten nicht größer sein. Darum ist auch die deutsche Aussprache wirklich eine Herausforderung, die du aber ganz sicher super meistern wirst. Und sylby macht es dir damit leichter! 

Tipp #1: Der sch-Laut

Viele Vietnamesisch-Sprechende sprechen den deutschen sch-Laut [ʃ] als [s] aus. Dabei gibt es einen dem Deutschen Laut sehr ähnlichen Laut zum Beispiel im gehobenen Vietnamesisch bei Flughafenansagen oder gelegentlich auch im Gesang. Hier sind zwei Beispiele: 
 
  • Traditionell: z.B. hier in Sekunde 45 gleich zweimal bei den aufeinanderfolgenden Wörtern sang sông ‘den Fluss überqueren’, hier wird für den Buchstaben s ein ähnlicher Laut wie im Deutschen verwendet: https://www.youtube.com/watch?v=wo4dInycI-0
  • Modern: z.B. hier in Sekunde 7 beim Wort chẳng ‘nicht’, hier für die Buchstabenfolge ch. Das kurze [t], das normalerweise zu Beginn des Lautes erklingt, wird hier einfach weggelassen, um die Sprache weicher klingen zu lassen und heraus kommt ein Laut, der dem deutschen sch-Laut sehr nah kommt: https://www.youtube.com/watch?v=t7tZFq29lis
 
Allerdings ist dieser Laut in vielen Varietäten des Vietnamesischen nicht zu hören, und die meisten sprechen auch nicht wie auf dem Flughafen oder im Gesang. Darum ersetzen viele vietnamesische Deutschlernenden den sch-Laut [ʃ] durch den Laut [s] und sagen su [suː] anstelle von Schuh [ʃuː] ‘giày’. Tipp: Einfach einmal vorstellen, eine vietnamesische Flughafenansage zu machen, dann gelingt sicher auch das Deutsche [ʃ] schon besser! Und mit der Lektion “Das Konzert” bekommst du sogar eine anschauliche Anleitung, falls es noch nicht geklappt hat. Aufgepasst: Besonders schwer ist dieser Laut am Ende einer Silbe.
 

Tipp #2: Der r-Laut

Der Buchstabe r wird im nordvietnamesischen Standard als [z] ausgesprochen, zum Beispiel in ra [za] ‘raus’. Darum kann es passieren, dass im Deutschen das Wort Regen [ʁegən] ‘mưa’ wie Segen [zegən] ‘phúc đức’ ausgesprochen wird, weil von der vietnamesischen Orthographie auf die Deutsche geschlossen wird (siehe auch unseren Artikel: "Die 3 größten Fehler in der Rechtschreibung“). 

Tipp: Lieber nach südvietnamesischem Standard oder Varietäten des Nordvietnamesischen richten, wo ra ‘raus’ mit rollendem r-Laut ausgesprochen wird. Der gerollte r-Laut [r] iist für Deutschsprechende verständlich, da er auch in Deutschland in südlichen Regionen gesprochen wird. Süddeutschland und Südvietnam haben also schon einmal eine Gemeinsamkeit! Wer aber den standarddeutschen r-Laut [ʁ] üben möchte, sollte sich lieber an dem nordvietnamesischen Laut [ɣ] orientieren, der im Vietnamesischen mit dem Buchstaben g geschrieben wird, z.B. in gà ‘Huhn’. Der deutsche Laut [ʁ] sitzt nur ein klitzekleines bisschen weiter hinten im Rachen. Genaueres erfährst Du in unserem Lektionsvideo “Seriales Lernen”. 

Tipp #3: Konsonanten am Ende der Silbe

Die Ich- und Ach-Laute [ç] und [x] sind, wie für viele andere Deutschlernende, auch für Vietnamesisch-Sprechende besonders herausfordernd und werden meist durch ein [k] ersetzt. Beim Wort ichmacht das in Berlin zum Beispiel gar nichts, denn viele Berliner*innen sagen ebenfalls ick [ɪk] statt ich [ɪç]. Wenn man aber Standard sprechen möchte, empfehlen wir die ersten sechs Lektionen von sylby, von denen sogar die meisten kostenlos sind, angefangen mit der Lektion “Sprachenlernen”. Im Vietnamesischen kann außerdem nur eine sehr kleine Anzahl von Konsonanten am Ende einer Silbe stehen. Nicht nur die Ich und Ach-Laute, sondern auch die vielen anderen verschiedenen Konsonanten am Ende einer Silbe im Deutschen sind daher für vietnamesische Deutschlernende ganz schön schwierig. Zum Beispiel wird das [l] in Ball [bal] ‘bóng’ durch ein [n] ersetzt.

Die Lektion “Asyl beantragen” widmet sich genau diesem Problem. Dieses und ähnliche Probleme können auf jeden Fall Verständigungsschwierigkeiten nach sich ziehen und manchmal auch zu merkwürdigen Missverständnissen führen (Bei sylby machen wir aber keine dreckigen Witze und darum verraten wir nicht konkret welche;) Wir empfehlen, am Ende einer Silbe ganz besonders genau auf die Konsonanten zu achten. Es kann helfen, einen Vokal dahinter zu schieben, zum Beispiel für das Wort Ball so: ba la. Danach kann man den a-Laut am Ende immer kürzer werden und schließlich wegfallen lassen.  

Tipp #4: Konsonantengruppen

Konsonantengruppen wie z.B. die Gruppe [ʃtʁ] in Straße sind ein echt schwieriges Thema, weil es sie kaum im Vietnamesischen gibt. Vielleicht schiebst du, um es dir leichter zu machen, mal einen Vokal dazwischen oder lässt einfach einen der Konsonanten weg. Dann wird aus Straße [ʃtʁaːsə] ‘đường’ etwa t ra sờ [traːsɤ] oder sờ tờ ra sờ [sɤtɤrasɤ]. 

Das ist eine geschickte Strategie, aber sie kann die Verständlichkeit ganz schön erschweren. Um Konsonantengruppen zu trainieren, bietet dir sylby glücklicherweise viele verschiedene Lektionen an, zum Beispiel “Die Spree entlang”. Der deutsche Laut [t͡s] wie in Zeit [͡tsɑɪt] ‘thời gian’, der mit dem Buchstaben z geschrieben wird, ist aus dem gleichen Grund schwer, weil er genauer genommen aus den Lauten t + s besteht. Versuche also, nicht das [t] wegzulassen und Seit, zu sagen, ein sehr typischer Fehler auch bei anderen Deutschlernenden. Üben kannst du den Laut [t͡s] mit der Lektion “Umzug”.

Tipp #5: Vokale

Der letzte Punkt in unseren Tipps für Vietnamesisch-Sprechende sind die ü- und ö-Laute: Vietnamesische Deutschlerner sprechen zum Beispiel das [yː] geschrieben mit dem Buchstaben ü wie [wiː] aus. Ähnlich zu dem vietnamesischen Wort quy ‘Regel’. Und in Analogie sprechen sie den mit dem Buchstaben ö geschriebenen Laut [øː] wie [weːquê 'Dorf' aus. Das ist ein ziemlich kluger Workaround und du kommst damit auch sicher im Leben problemlos weiter, aber wenn du die Laute ganz richtig aussprechen möchtest, dann empfehlen wir dir zum Beispiel die Lektionen “Österliche Fröhlichkeit” und “Züge nach Rügen”. 

Außerdem wird der Buchstabe e am Ende eines Wortes, z.B. in Blume [blumə] ’hoa’. The corresponding sound is then unstressed and pronounced as a schwa-sound [ə]. This is different in Vietnamese, where the last syllable is rather heavy. But in German, is is often the first syllable which is stressed. And if the last syllable is a schwa syllable, namely a syllable with the sound [ə], then it is not stressed at all. Here only so much: it sounds almost like the sound [ɤ̆], which is written in Vietnamese with the letter â as in the word âm ‘warm’ geschrieben wird. Wie der Schwa-Laut ganz richtig klingt, erfährst du in den Lektionen “Ich bin Pflegekraft” und “Hamburg”.

Rom wurde auch nicht an einem Tag gebaut...

Wir hoffen unsere Tips für Vietnamesisch-Sprechende waren hilfreich und wirwünschen dir viel Erfolg beim Üben. Wenn dich aber trotzdem mal jemand nicht sofort gleich versteht, lass dich nicht entmutigen: Die anderen können auch ruhig einmal üben, genauer hinzuhören, um dich besser zu verstehen! sylbys Mitgründerin hat übrigens selbst lange gebraucht, bis man sie auf Vietnamesisch verstanden hat. Und hätte sie nicht Vietnamesisch gelernt, hätte sie vielleicht niemals verstanden, wie herausfordernd die Aussprache sein kann. Besonders, wenn die Sprache, die man im Erwachsenenalter lernt, ganz anders klingt als die Sprache(n), die man von Kindheit an spricht. Darum hat die Entstehung von sylby also auch Einiges dem Vietnamesischlernen zu verdanken!

 

* In diesem Artikel nutzen wir die Symbole der IPA (International Phonetic Association). Das ist jene Lautschrift, die du auch in einem Wörterbuch findest, und die dir angibt, wie ein Wort auszusprechen ist. Wenn du mehr über die Lautschrift erfahren möchtest, lies gern unseren Blogbeitrag hier oder schau direkt bei der International Phonetic Association vorbei.

 

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Team sylby
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