Gibt es eine deutsche Standardaussprache?

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Was bedeutet das und wie hilft es bei sylby?

Wenn du Deutsch lernst, hast du vielleicht schon einmal mit einem der schwierigen neuen Laute zu kämpfen gehabt. Und vielleicht hast du dich beim Üben gefragt, ob es eine deutsche Standardaussprache gibt. In diesem Artikel geben wir dir einen kurzen Überblick über ihre Vorzüge und ihre Schwächen.

von Pauline Reiß

Ein Standard beschreibt die Norm einer Sprache, die alle Bereiche der Grammatik abdeckt. Dazu gehören zum Beispiel die Artikel der Nomen, die Verbformen, aber auch die Aussprache von Wörtern. Die meisten Menschen sprechen allerdings nicht immer Standard. Trotzdem orientieren sich beim Sprachenlernen viele Lernende am Standard. Neue Laute müssen gelernt werden und Lernende möchten die Aussprache verbessern, um überall leicht verstanden zu werden. Es wäre zu viel, auch noch zum Beispiel Bairisch oder Berlinerisch zu lernen. Bei sylby orientieren wir uns auch am Standard, um das Sprachenlernen einfach zu machen. Wir verraten aber auch manchmal Geheimnisse über Abweichungen in unseren Lernvideos.

Ein kurzer historischer Überblick

Die deutsche Standardaussprache hat ihre Wurzeln auf den Theaterbühnen des 19. Jahrhunderts. Bei Aufführungen ernster Stücke konnten die Schauspieler*innen oft nicht gut verstanden werden, was zu Problemen führte. Deshalb wurde Ende des 19. Jahrhunderts in Berlin versucht, eine einheitliche Aussprache zu entwickeln. In der gleichen Zeit wurde auch das Internationale Phonetische Alphabet (IPA) erfunden.

Als Vorbild für das Standarddeutsche wurde das Norddeutsche ausgewählt, da es von Goethe wegen seiner klaren Aussprache gelobt wurde. Hätte Goethe sich damals lobend über das Plattdeutsche geäußert, würden wir vielleicht ja heute Platt in Deutschland sprechen, und sylby würde ganz andere Laute mit euch üben. Die Wahl war stark subjektiv und es gab Debatten darüber, wie die Aussprache sein sollte. Schließlich wurden die ersten Regeln für die deutsche Aussprache auf der Basis des Norddeutschen geschrieben. Die Aussprache hat sich schnell im Alltag durchgesetzt, da die einheitliche Art zu sprechen hilfreich auf Reisen war. Jedoch wurde in dieser neuen einheitlichen Sprechweise deutlich mehr Variation zugelassen, als zunächst festgeschrieben wurde.

Der heutige Standard

Es gibt immer noch ein Sprachsystem in Deutschland, das als Standard gilt und Hochdeutsch genannt wird. Aber in der Praxis gibt es auch mindestens 15 andere Sprechweisen und Dialekte, die zum Deutschen gehören. Keine von ihnen wird jedoch in der Schule unterrichtet. Stattdessen wird im Unterricht das Hochdeutsche als Standard verwendet, obwohl es im Alltag niemand genau so spricht. Jeder hat seine eigene Art zu sprechen, abhängig von Alter, Region und Umfeld. Das gilt auch für Nutzer*innen von sylby oder Sprachlernende. Du hast das gleiche Recht wie andere, deine eigene Art zu sprechen zu entwickeln. Wenn du mehr über das Thema erfahren möchtest, dann folge diesem Link zu unserem Artikel über Beziehung zwischen Akzent und Diskriminierung.

Es gibt auch regelmäßige Abweichungen vom Standard, die bei fast allen Deutsch-Sprechenden vorkommen, wie das systematische Angleichen von Lauten. So wird  der Laut n vor b oft eher als [m] realisiert. Das lässt sich gut an dem Wort üben [y:bən] beobachten, was meist übm [y:bm] statt üben [y:bən] ausgesprochen wird. Das ist nicht ungewöhnlich, da die meisten Angleichungen damit zusammenhängen, dass sich die Wörter so einfacher aussprechen lassen.

Ist die Festlegung eines Standards überhaupt sinnvoll?

Es gibt sowohl Vor- als auch Nachteile bei der Standardisierung von Sprache. Ein Vorteil ist, dass eine Standardaussprache dabei helfen kann, die Verständigung zwischen Menschen zu erleichtern. Auch beim Sprachenlernen kann es hilfreich sein, eine Standardaussprache als Orientierung zu haben. Da im Deutschen die Aussprache eines Wortes nicht immer mit der Schreibung übereinstimmt, ist es hilfreich einen Standard zu haben, an dem man sich orientieren kann. Allerdings kann eine zu strikte Normierung der Sprache auch als einschränkend empfunden werden und möglicherweise zur Unterdrückung von Dialekten oder regionalen Varianten führen.

Es ist wichtig zu betonen, dass Sprache sich immer im Wandel befindet und Variationen völlig normal sind. Die Normierung von Sprache ist jedoch auch immer politisch bzw. ein Machtinstrument. Ob man dann am Ende jedes Wort perfekt wie im Standarddeutschen ausspricht, ist nicht wichtig. Daher ist es uns bei sylby sehr wichtig, Variation bewusst zuzulassen und nicht nur auf eine bestimmte Norm zu trainieren. Das Modell, mit dem Sylby arbeitet, wurde zwar auf die Standardaussprache trainiert, jedoch mit Raum für Variation. Es ist auch wichtig, dass Nutzer*innen verstehen, dass es keine perfekte Aussprache gibt und dass Variationen und individuelle Ausprägungen immer Teil der Sprache sind.

 

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Team sylby
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